
The Molecule Man Berlin
Der größte Friedensaktivist Berlins ist der Molecule Man. Die Berliner nennen ihn auch „Dreikäsehoch“. Die Figur besteht aus drei Personen und ist aus Aluminiumplatten mit Löchern gebaut. Sie soll die drei Ortsteile Kreuzberg, Friedrichshain und Alt-Treptow darstellen, die sich hier nach der Wiedervereinigung begegnen. Die zweite Bedeutung ist eine Begegnung aller Menschen durch die Vereinigung ihrer Moleküle. Somit ist der Molecule Man auch ein Zeichen für den Frieden: alle Menschen sind Eins und die Grenzen zwischen ehemals getrennten Stadtteilen verschwinden. Und so haben auch schon öfter Aktivisten die große Figur auf der Spree benutzt, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Die Skulptur ist nahe der Oberbaumbrücke: Wenn du von der Oberbaumbrücke nach Osten/spreeaufwärts schaust, siehst du den Molecule Man mitten im Wasser stehen. Die 30 Meter hohe Skulptur ist weithin sichtbar und mittlerweile eines der Wahrzeichen der Stadt. Wie und wo du die Figur am besten sehen kannst, wie der Molecule Man erbaut wurde und von wem, das erfährst du in diesem Beitrag.
Künstler Molecule Man

Die Figur Molecule Man in der Spree gibt es seit 1999. Der Künstler ist der amerikanischen Bildhauer Jonathan Borofsky. Er ist 1942 in Boston geboren. Sein Werk ist insgesamt sehr vielfältig. Immer wieder fließen auch philosophische und spirituelle Betrachtungen in seine Kunstwerke ein. In Deutschland ist er vor allem wegen seiner überdimensionalen Skulpturen bekannt. Neben dem Molecule Man in Berlin gibt es zahlreiche weitere Figuren in Deutschland. In München gibt es in der Leopoldstraße (Münchner Rück Versicherung) den Walking Man. Und in Kassel gibt es den Man walking to the sky direkt vor dem Hauptbahnhof. In Frankfurt am Main siehst du den Hammering Man. Diese Figur bewegt sich sogar. Der große Mann schwingt seinen Arm mit dem Hammer auf und nieder. Du findest Figur vor dem Messeturm in Frankfurt.
Den Hammering Man gibt es in verschiedenen Ausführungen mehrmals auf der Welt. Er ist ein Symbol für die Arbeit und soll Solidarität mit allen arbeitenden Menschen darstellen. Jonathan Borofsky setzte sich in seinen Kunstwerken aber auch mit politischen Gegebenheiten auseinander. 1982 (Berlin war noch geteilt) schuf er den Flying Man am Gropius Bau in Berlin. Die Figur schwebt aus einem Fenster heraus – ein Symbol der Flucht. Dazu musst du wissen, dass das Gebäude direkt an der Mauer verlief. Ein Teilstück der Mauer am Gropius Bau ist heute noch erhalten.
Schon in den 1970er Jahren schuf Jonathan Borofsky die ersten Molecule Figuren in Amerika. Die Idee dahinter war, dass alle Menschen aus Molekülen bestehen und somit gleich sind.
Bau und Montage Molecule Man
Der Molecule Man besteht aus gelochten Aluminiumplatten und wiegt etwa 45 Tonnen. Du siehst drei flache Figuren, die sich anschauen und anscheinend umarmen. Die einzelnen Figuren stehen jeweils in einem Winkel von 120° Grad zueinander. Montiert ist sie auf fünf Eisenkegeln. Die Fundamente reichen 14 Meter tief in den Boden. Die Oberfläche des Molecule Man ist besonders geschliffen. Sie reflektiert das Sonnenlicht. So strahlt die Figur immer wieder unterschiedlich. Sehr schön ist das etwa bei Sonnenuntergang, aber auch in der Nacht. Dann wird der Molecule Man angestrahlt.
Die drei Einzelfiguren sind einander zugewandt. Die Fußspitzen sind miteinander verschränkt. Die Arme sind nicht ausgestaltet, sondern gehen ineinander über. Jede Figur ist 30 cm dick und besteht aus zwei Aluminiumscheiben mit Löchern. Diese Scheiben wurden in Los Angeles angefertigt und erst in Berlin, am Ufer der Spree zusammen geschweißt. Dazu wurden extra Schweißtische gebaut. Schwierig war es nun, die doch eher labilen Figuren hochzuheben und an Ort und Stelle zu bringen. Mit verschiedenen Hilfsvorrichtungen und Kränen wurde jede Figur einzeln in die Spree gehoben. Und erst als alle drei Figuren standen, wurden sie miteinander verschweißt. Und das in ca. 28 Meter Höhe! Finanziert wurde die Figur von der Allianz AG. Die war bis 2019 in den nebenstehenden Treptowers untergebracht.
Der Molecule Man steht symbolisch für die Begegnung der drei Stadtteile Treptow, Kreuzberg und Friedrichshain, die hier aufeinander treffen. Mittlerweile sind es nur noch 2 Stadtteile, da Kreuzberg und Friedrichshain im Zuge einer Verwaltungsreform zusammen gelegt wurden. Bis 1990 verlief die Grenze zwischen Ost- und Westberlin an dieser Stelle direkt auf der Spree. So ist die Umarmung der Drei auch als Zeichen der Wiedervereinigung zu verstehen.
Besichtigung Molecule Man
Vom Wasser und vom Land

Von wo aus siehst du nun den Molecule Man am besten? Es gibt mehrere Standorte, die dir einen schönen Blick erlauben. Schließlich ist die Figur sehr groß und man sieht sie auch von weiter weg gut. Am allernächsten bist du der Figur vom Wasser aus. Sportliche Menschen erobern die Skulptur mit dem SUP. Aber auch von den normalen Schiffen, z.B. bei einer Berlinrundfahrt auf der Spree, kommst du der Figur nahe. Ebenfalls sehr nah siehst du den Molecule Man vom Spreeufer aus.
Bei den Treptowers gibt es vor dem ersten Bürogebäude eine Aussichtsplattform aus Stahl, die auf die Spree hinaus reicht, hier auf der Google Karte. Von hier aus hast du schöne Blicke auf die Skulptur. Am Geländer ist eine Infotafel angebracht, wo du noch mal etwas über den Künstler und die Figur erfahren kannst.
Blick von der Elsenbrücke

Und dann gibt es noch zwei Brücken, von denen du einen Blick auf den Molecule Man werfen kannst. Die nähere Brücke ist die Elsenbrücke, hier auf der Google Karte. Die Brücke ist leider eine stark befahrene Straße und lädt nicht dazu ein, länger stehen zu bleiben. Aber gerade bei Sonnenuntergang ist hier fast der beste Aussichtspunkt. Du siehst den Molecule Man, der von hinten angestrahlt wird, dahinter die schöne Oberbaumbrücke und noch weiter hinten, etwas rechts, ist der Fernsehturm. Das Fotomotiv ist mittlerweile sehr beliebt und taucht in sozialen Netzwerken öfter auf.
Molecule Man von der Oberbaumbrücke aus

Die andere Brücke ist natürlich die Oberbaumbrücke. Von hier aus siehst du den Molecule Man vor den Treptowers stehen. Die vier markanten Bürogebäude liegen nebeneinander an der Spree. Eines der Gebäude ist ein hoher Büroturm. Es ist sogar das höchste Bürogebäude Berlins. Vor dieser Kulisse sieht die Figur ebenfalls sehr imposant aus. Etwas näher – als von der Oberbaumbrücke – bist auf auf der östlichen Spreeuferseite (Stralauer Alle). Von dort gibt es ebenfalls den Blick auf den Molecule Man vor den Bürotürmen Treptowers. Treptowers ist übrigens eine Zusammenlegung der Wörter Treptow (so heißt der Stadtteil) und dem englischen Wort Towers.
DDR Fluchtgeschichte an der Spree
Vor dem Molecule Man kannst du einen ca. 500 Meter langen Steg sehen. Hier war zu Zeiten der DDR eine Wasserkontrollstelle, die heute unter Denkmalschutz steht. Du kannst sie gut vom Ufer aus sehen, aber nicht drauf gehen. Sie wurde 1962 errichtet, um Grenzdurchbrüche zu verhindern. Denn kurz zuvor ereignete sich folgende spannende Geschichte. 1962: Ein Jahr nach dem Mauerbau gelang 13 Ostberlinern (es war sogar ein Baby darunter) eine spektakuläre Flucht. Sie kaperten den Ausflugsdampfer „Friedrich Wolf“. Dem Kapitän und dem Maschinist gaben sie reichlich Alkohol zu trinken und sperrten sie dann in eine Kabine ein. Anschließend steuerten sie das Westufer der Spree an. Verfolgt wurden sie von drei DDR Grenzbooten. Die Grenzsoldaten schossen auch auf die Flüchtenden. Die bekamen von der Westdeutschen Polizei Feuerschutz. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Diese Geschichte wurde für die ARD verfilmt, unter dem Titel: Letzte Ausfahrt Westberlin.
Proteste am Molecule Man
Da der Molecule Man eine so bekannte und markante Figur ist, wurde er schon öfter für Protestaktionen genutzt. Die Aktivisten erstürmten dabei die Skulptur mithilfe von Kletterseilen. Eine bekannte Aktion fand im Mai 2019 statt. Die Menschen wollten auf das Sterben von Flüchtlingen im Mittelmeer aufmerksam machen. Dazu zogen sie einer der Figuren eine orange Schutzweste an. Die Aktion wurde von zahlreichen Demonstranten unterstützt: Gegen ein Europa, das Menschen ertrinken lässt. Andere Aktivisten solidarisierten sich mit Bewohnern eines Besetzten Hauses in Berlin und rollten große Transparente am Molecule Man aus. Und 2016 war eines Nachts plötzlich ein silbern besprühtes Fahrrad an den Molecule Man gekettet, in 15 Metern Höhe. Wie es da hin kam und für was es dort hing, war nicht bekannt.
Du siehst, der Molecule Man ist nicht einfach nur eine Figur, die mitten in der Spree steht. Menschen fühlen sich mit ihm verbunden, durch Geschichten, Aktionen oder sie kennen seine Bedeutung. So wird aus einer Skulptur ein Wahrzeichen.
Anfahrt Molecule Man
Und wie kommst du am besten zum Molecule Man? Die drei günstigsten Haltestellen sind der Treptower Park, die Ecke Eichenstraße/Puschkinallee und das Schlesische Tor. Hier alle Haltestellen mit den jeweiligen S-Bahnen, U-Bahnen und Bussen:
Treptower Park (Nähe Elsenbrücke): S-Bahnen: S8/ S9/ S41/ S42/ S45/ S85, Busse: 194/ M43/ N94
Eichenstr./Puschkinallee (Nähe Treptowers): Busse: 165/ 265/ M43/ N60/ N65
Schlesisches Tor (Nähe Oberbaumbrücke): U-Bahnen: U1/ U3, Busse: 165/ 265/ N1/ N60/ N65
Weiterführende Links
Wenn dir der Molecule Man und die Oberbaumbrücke gefällt, solltest du auch diese besonderen Skulpturen und Sehenswürdigkeiten anschauen:
- Tetraeder – außergewöhnliche Skulptur in der Form einer Pyramide
- Tiger & Turtle – einzige begehbare Achterbahn in Deutschland
- Rakotzbrücke – weltbekannte Brücke, die nicht begehbar ist
- Walhalla – riesiger Tempel, ohne Bezug zu einer Religion
- Felsenmeer – wenn Riesen metergroße Steine werfen